„Die Patenschaften unserer Tischgemeinschaft“
Die Stadtbildpflege zählt zu den gemäß Satzung wichtigsten Aufgaben des Heimatvereins Düsseldorfer Jonges. Im Stadtbild Düsseldorfs gibt es eine Vielzahl von Denkmälern, sowie Plastiken, Gedenk- und Grabtafeln, die von den Düsseldorfer Jonges gestiftet, initiiert und teilweise in Patenschaften von Tischgemeinschaften genommen worden sind. Ziel ist es, die mit wichtigen historischen Ereignissen oder Personen verbundenen Denkmale dauerhaft im Stadtbild zu erhalten. Dazu zählen bekannte Objekte wie z.B. das Stadterhebungsmonument, das Ratinger Tor, oder die Sonnenuhr. Die Tischgemeinschaft Scholljonges ist stolz darauf, die Patenschaft für einige der wichtigsten Denkmäler der Stadt übernommen zu haben.
Text: Hubertus A.W.J Lampenscherf
Fotos: Rolf Purpar (wenn nicht anders angegeben)
STADTERHEBUNGMONUMENT UND DÜSSELGITTER
Burgplatz, Müller-Schlösser-Gasse Ecke Josef -Wimmer-Gasse
Zur 700-Jahr-Feier der Stadt Düsseldorf 1988 haben die Düsseldorfer Jonges sich mächtig in’s Zeug gelegt. Mit dem Stadterhebungsmonument an prominenter Stelle, dem Burgplatz in der Altstadt, sowie der Realisation dieses Denkmals durch den Schöpfer des vielfach beachteten Heine-Denkmals am Schwanenmarkt, Bert Gerresheim (* 1935 / 1956 – 1960 Kunstakademie Düsseldorf), schenkten sie der Stadt und ihren Bürgern ein touristisches Highlight.
Der Künstler gestaltete ein plastisches Ereignisbild , wo er mit Symbolen, Anspielungen, Anekdoten die Ereignisse um die Stadterhebung Düsseldorfs illustriert. Fundstücke (objets trouvés) und künstlerisch gestaltete fragmentarische Verweise und Zitate werden zu einzelnen Bronzeskulpturen und schließlich in einer Gesamtcollage zusammengefügt. Über 450 Einzelteile wurden letztlich zu einer Gesamtkomposition zusammengeschweißt.
Die Übergabe an die Stadt fand (unter Baas Kurt Monschau) am 12. August 1988 parallel zu einer dokumentarischen Ausstellung im Stadtmuseum statt. Intensives Quellenstudium und eine Fülle von Vorstudien begleiteten die Planungsphase seit 1986; die zeichnerischen Vorstudien dokumentieren auch die Qualität des Bildhauers Bert Gerresheim als exzellenten Zeichner.
Die Anlage wurde durch Übergabe des Düsselgitters am 28. April 1991 komplettiert und – der Komplexität des Werkes geschuldet – mit einer Erläuterungstafel 1992 ergänzt. Bert Gerresheim schuf mit dieser Plastik einerseits eine wirklichkeitsbezogene, sozialkritische, gegenständliche Darstellung, die andererseits durch die collageartige Verschachtelung von 8450 (!) Einzelteilen und der daraus resultierenden Komplexität eine neue Verrätselung sowie eine surrealistische Wirkung erzeugt.
Gegliedert ist die Anlage in drei klare Blöcke: in Leserichtung, von links nach rechts: erst die Schlacht mit ihrem Grauen, dann quasi der „Staatsakt“ – die Stadterhebung und schließlich die weitere städtische und kirchliche Entwicklung der prosperierenden Stadt. Das Düsselgitter knüpft an diesen dritten Teil des Monuments an, die Netzstruktur weist auf den Fischfang, das Mühlrad auf die Stadtmühlen, die Hüte als Symbole von Adel, Kirche und Bürgergesellschaft, bis hin zur Narrenkappe.
Bert Gerresheim begreift sein Stadterhebungsmonument auch als Antikriegsdenkmal; im Schlachtenteil fungieren die Reiter als kunsthistorisches Zitat für die apokalyptischen Reiter als Hinweis auf Tod und Verderben am Tag des „Jüngsten Gerichts“, ebenso mahnt uns der reitende Tod zwischen Bauern und Ritterschar das Gemetzel der mittelalterlichen Schlacht als tragischen Opfergang für die Beteiligten zu begreifen.
An der Figur des Laienbruders Walter Dodde aber lässt sich deutlich erkennen, wie unterschiedlich man die Rolle historischer Persönlichkeiten bewerten kann. Wer das Historienbild „Walter Dodde und die Bergischen Bauern in der Schlacht von Worringen“ von Peter Janssen d. Ä. zur 600-Jahr-Feier der Stadt Düsseldorf 1888 (vollendet erst 1893 / im Rathaus Düsseldorf) mit Bert Gerresheims Schlachtenbild vergleicht, sieht direkt die unterschiedlichen Intentionen. Hier der Laienbruder im sicheren Hintergrund die Bauern erkennbar in die tödliche Schlacht treibend, dort positiv dargestellt, heroisch, auf hohem Roß mit pathetischer Geste die Bergischen Bauern ins „aufgeräumte“ Gelände weisend…
Das Ensemble von Stadterhebungsmonument und Düsselgitter erweist sich heute als Touristenmagnet, die Menschen verweilen neugierig und rätselnd, die Stadtführer „geben sich die Klinke“ in die Hand. Es ist daher eine besondere Ehre und Verpflichtung für unseren Tisch, diese Patenschaft zu pflegen. Die Patenschaften für die Erinnerungstafeln und für dieses herausragende Kunstensemble sind auch Anlass, Verbesserungen, Ergänzungen o.ä. anzuregen, damit das „Gedächtnis“ der Stadt und der Jonges mit „sichtbaren Zeichen“ gepflegt wird.
GOETHE – GEDENKTAFEL
Burgplatz 12
Die Goethe-Tafel (Bildhauer Adolf Nieder) ist die erste offizielle Stiftung des Heimatvereins (vom 12. April 1932); die Jonges (gegründet am 16. März 1932) waren gerade mal vier Wochen alt, als sie im Goethejahr 1932 anlässlich des 100. Todestags von J.W.Goethe an die erste Übernachtung Goethes in Düsseldorf, im Gasthaus „Zum Prinzen von Oranien“ im Juli 1774, erinnerten.
Goethe war damals 25 Jahre alt, nach einer Rheinreise besuchte er Düsseldorf, wo er beabsichtigte, die berühmte Gemäldegalerie zu besuchen und wo er schließlich auch mit der Kaufmannsfamilie Jacobi im damals ländlichen Pempelfort zusammentraf. Goethe hat sich gerne an diese Begegnung im Landhaus der Jacobis erinnert, und als er (inzwischen geadelt) als 43jähriger 1792 ein zweites Mal in Düsseldorf „strandete“, ließ er sich trotz später Ankunft bei Dunkelheit noch zum Hause der Jakobis führen. Der Malkasten und der noch erhaltene Park erinnern heute noch an die damalige Idylle.
In unmittelbarer Nachbarschaft liegt Schloss Jägerhof, das heute als Goethe-Museum neben Weimar und Frankfurt die drittgrößte Sammlung zum Dichterfürsten beherbergt. Nicht verkneifen kann sich der Verfasser dieser Zeilen auf einen besonderen Bezug der TG Scholljonges zum Gründungsjahr des Heimatvereins 1932 hinzuweisen; der Ehrenbaas des Tisches ehelichte 1981 die Enkelin von Wilhelm Marschner, einem Gründungsmitglied der Düsseldorfer Jonges.
ERINNERUNGSTAFEL DURCHBRUCH BOLKERSTRASSE
Bolkerstraße 16 / Torbogen
Dass sich die Düsseldorfer Jonges bereits im Gründungsjahr auch für städtebauliche Belange engagierten, bezeugt eine Stiftung vom 6. Dezember 1932. Die vom Bildhauer Willi Hoselmann (1890 – 1978) geschaffene Relieftafel erinnert an den ersten Bauabschnitt zur Erweiterung der Altstadt zu den neu entstandenen Stadtteilen im Osten und Süden.
Bolkerstraße und Flingerstraße sollten nach Osten zur damaligen Alleestraße hin öffnen und zur Kasernenstraße entstand eine Verbindung nach Süden. Die Jonges unter ihrem ersten Baas Willi Weidenhaupt befürworteten dieses Projekt, welches die mittelalterlich abgeriegelte Altstadt „befreien“ sollte. Die Bauarbeiten zogen sich bis 1935 hin.
Offenbar war auf der Tafel noch eine Ergänzung vorgesehen, die aber bis heute nicht komplettiert worden ist.
ERINNERUNGSTAFEL HEINRICH HEINE
Bolkerstraße 53
Willi Weidenhaupt – der erste Jonges-Baas – besaß diese Liegenschaft und das Hinterhaus galt als Geburtshaus von Heinrich Heine. Im Laufe der Kriegsjahre verschwand die Tafel und landete auf dem Schrottplatz, das Hinterhaus selbst wurde 1943 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Vorderhaus (zwischenzeitlich mal Kneipe, heute Buchhandlung) erinnert mit der Tafel an Heine, der seine Jugend (18 Jahre) in Düsseldorf verbrachte, später aber nur noch zu Stippvisiten 1819 / 1820 in der Stadt weilte.
Mitte der 60er Jahre gab es Zweifel, ob nicht doch das Vorderhaus als Geburtshaus anzusehen sei und das Hinterhaus eher von Willi Weidenhaupt dazu „bestimmt“ worden sei, als Geburtshaus zu gelten. Die Stadt Düsseldorf hat erst spät mit der Heinrich-Heine-Allee ein „sichtbares Zeichen“ gesetzt; 1970 wurde das Heinrich-Heine-Institut geschaffen und 1981 das Heinrich Heine Monument am Schwanenmarkt. Bert Gerresheim schuf mit diesem Denkmal eine viel beachtete, für die damalige Zeit innovative, kritische Denkmalform.
Hochnotpeinlich erscheint daher das Gezerre um die Namensgebung für die Universität Düsseldorf – nach 23-jährigem Streit wurde am 20. Dezember 1988 im Senat der Universität der Beschluss zur Umbenennung in „Heinrich-Heine-Universität“ gefasst. Abgesehen von der Erinnerungstafel des Jahres 1947 stifteten die Jonges im Dezember 1960 noch eine Kopfplastik von Heinrich Heine (Bronze-Büste von Bildhauer Kurt Zimmermann) anlässlich des Wiederaufbaus des Alten Rathauses.
ERINNERUNGSTAFEL UNIVERSITÄT DÜSSELDORF
Bolkerstraße 44
Eine entscheidende Rolle spielte damals der Direktor der Kinderklinik Professor Arthur Schlossmann, dem es aufgrund seines Einflusses in Berlin gelang, bereits ab 7. Mai 1919 den Lehrbetrieb für die neue Akademie in Gang zu setzen.
Die Gedenktafel ist eine Jonges-Stiftung vom November 1968, Jongesbaas Hermann Raths enthüllte die Tafel, Prof. Alwin Diemer war damals Rektor der Universität und Prof. Dr. Hans Schadewaldt, verstorbenes Ehrenmitglied des Jongesvorstands, präsentierte eine Schautafel mit Dokumenten aus der Gründungszeit.
Die dann erst 1965 vom Land NRW gegründete Universität Düsseldorf war damals mit ihren Fachbereichen und Instituten über die gesamte Stadt verteilt. Erst ab Sommersemester 1973 fand der Unterricht zentral auf dem neuen Campus in Himmelgeist statt (mit drei Fakultäten: der Medizinischen, der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen und der Philosophischen Fakultät); 1990 kam die Wirtschaftswissenschaftliche und 1992 die Juristische Fakultät hinzu. Das 2013 eingerichtete „Haus der Universität“ am Schadowplatz ist der „Anker“ der Universität in der Düsseldorfer City.
GEDENKTAFEL JOSEPH WIMMER
St Lambertuskirche, Nordturm
Durch Blitzschlag war der Turm von St. Lambertus in Brand geraten; Joseph Wimmer stieg den Turm hoch und zerschlug die Balken, die bereits brannten, um ein Ausbreiten des Feuers zu verhindern. Dieser gefährliche, kräftezehrende Einsatz führte zu seiner Berufsunfähigkeit, so dass er zunächst von Spenden dankbarer Düsseldorfer lebte und später von der Stadtverwaltung als Torwächter beschäftigt wurde. Seine Uhr, die Tabaksdose und der zerlumpte Hut sind quasi als „Reliquien“ in der Schatzkammer von St. Lambertus gelandet.
Immerhin gab es wohl noch zum Abschluss seines Lebens – er wurde ja schließlich 79 Jahre alt – ein erfreuliches Ereignis: Im Jahre 1856 kürte man ihn zum Schützenkönig. Seit 1954 gibt es neben der Düssel in der Altstadt die Joseph Wimmer Gasse und die Jonges stifteten neben der Gedenktafel am Kirchturm (1935) zusätzlich noch eine Grabtafel in der Ehrengruft am alten Bilker Friedhof (1952).
Die von Stadtbaumeister Adolph von Vagedes erneuerte Turmspitze von Lambertus wurde 1943 dann durch Kriegseinwirkung wieder zerstört und erhielt ihre heutige Form im Rahmen des Wiederaufbaus 1949/50. Erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts setzte sich nach und nach der Blitzableiter als Brandschutz von Gebäuden durch – aber so hat Düsseldorf eben einen Helden mehr 😉 …